Zahngesundheit von Kindern in Deutschland ist Weltspitze – nur leider nicht von allen

Zahngesundheit von Kindern in Deutschland ist Weltspitze – nur leider nicht von allen

 

Bonn, 29.01.2018 – Fast 80 Prozent der 12-jährigen Sechstklässler in Deutschland haben karies­freie bleibende Gebisse. Hinsichtlich der Zahngesundheit dieser Altersklasse liegt Deutsch­land damit zusammen mit Dänemark international an der Spitze. Karies an Milchzäh­nen tritt jedoch früh auf, ist noch zu weit verbreitet und belastet einen Teil der Kinder in ihrer gesunden Entwicklung. Mundgesundheitliche Chancengleichheit bleibt eine Herausforderung für die Prophylaxe. Dies zeigen die im Auftrag der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahn­pflege (DAJ) durchgeführten „Epidemiologischen Begleituntersuchungen zur Gruppen­prophylaxe“, für die bundesweit im Schuljahr 2015/16 mehr als 300.000 Kinder zahnärzt­lich untersucht wurden.

Die „Epidemiologischen Begleituntersuchungen zur Gruppenprophylaxe“ sind Teil des gesetzli­chen Auftrages (§ 21 des fünften Sozialgesetzbuches), in dem die flächendeckende zahnmedizinische Gruppenprophylaxe für alle Kinder in Deutschland geregelt ist.

 

Im Rahmen der repräsentativen Studie, die die DAJ seit 1994/95 bereits zum sechsten Mal in Auftrag gegeben hat, ermittelte ein zahnmedizinisches Team um den Greifswalder Kinderzahnheil­kundler Prof. Dr. Christian Splieth den Mundgesundheitsstatus von drei Altersgrup­pen: 12-jähriger Schülerinnen und Schüler in sechsten Klassen, 6- bis 7-Jähriger der ersten Klasse und, zum ersten Mal, auch 3-jähriger Kindergartenkinder aus 10 Bundesländern.

Als Maßeinheit zur Beurteilung der Mundgesundheit wurde der sogenannte dmft-/DMFT-Index (mit kleinen Buchstaben als Maßzahl für Milchzähne) herangezogen, der die durchschnittliche Anzahl der kariösen, fehlenden und gefüllten Zähne abbildet. Die Studie ergab für die untersuch­ten 12-Jährigen einen DMFT-Wert von 0,44. 78,8 Prozent der Kinder in dieser Altersgruppe wiesen naturgesunde Gebisse auf. Beide Werte, die besten, die jemals in Deutschland erreicht wurde, verweisen auf hervorragende Präventionserfolge im bleibenden Gebiss der Kinder.

Die 6- bis 7-jährigen Schulanfänger, in deren Mündern sich noch hauptsächlich Milchzähne befin­den, beträgt der dmft-Wert dagegen 1,73. In dieser Altersgruppe wiesen lediglich 53,8 Prozent der Kinder naturgesunde Gebisse auf. Hier zeigt sich nur eine leichte Verbesserung im Bundesdurch­schnitt gegenüber den im Jahr 2010 bei der letzten DAJ-Studie erhobenen Werten, für einige Bundesländer auch eine geringfügige Verschlechterung. Somit tragen die 6- bis 7-Jähri­gen im Vergleich zu den 12-Jährigen nach wie vor eine höhere Karieslast.

Die erstmalige Erfassung der 3-Jährigen im Rahmen der Epidemiologischen Begleituntersuchun­gen ergab für diese Altersgruppe einen dmft-Wert von 0,48. Damit sind 13,7 Prozent der 3-Jähri­gen in Kitas bereits von Karies betroffen, 86,3 Prozent haben naturgesunde Gebisse. Diese für Deutschland repräsentativen Daten untermauern, was sich aufgrund bisheriger regionaler Stu­dien und klinischer Erfahrungen bereits andeutete: Ein Teil der Milchzahnkaries entsteht sehr früh. Eine verhältnismäßig kleine Gruppe von Kindern leidet unter starkem Kariesbefall (3,57 dmft), der nur sehr schwer und nicht selten in Narkose zu sanieren ist, während die meisten Altersge­nossen gesunde Milchzähne haben.

Dies zeigt, dass bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt eine soziale Polarisation der Karies zu verzeichnen ist.

„Das Ergebnis unserer aktuellen Epidemiologischen Begleituntersuchungen belegt, dass die mundge­sundheitliche Chancengleichheit weiterhin im Zentrum unserer Arbeit stehen muss“, so die alternierenden Vorsitzenden der DAJ, Dr. Michael Kleinebrinker vom GKV-Spitzenverband und Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer. „Die aktuellen Daten belegen, dass in den vergangenen zwei Jahrzehnten alle Kinder in Deutschland vom Kariesrück­gang massiv profitiert haben. Auch in dem Drittel der Kinder mit den schlechtesten Karieswerten ist prozentual und auf den langen Zeitraum gesehen ein ähnlich hoher Rückgang der Karieslast zu verzeichnen wie für die Gesamtgruppe. Unsere Studie zeigt aber auch, dass es eine Polarisation der Karieslast bei den 3- und 12-Jährigen gibt und die DAJ hier besonders gefor­dert ist.“ Man werde die neu gewonnenen Erkenntnisse in den kommenden Monaten für weitere Möglichkeiten der Prävention auswerten. Eines jedoch habe sich bereits jetzt gezeigt, so die Vorsitzenden: „Die Umsetzung der 2016 veröffentlichten „Erweiterten DAJ-Empfehlungen zur Prävention frühkindlicher Karies“, die Handlungsempfehlungen für Kindertagesstätten und das Elternhaus enthalten, ist ein Schritt in die richtige Richtung und muss weiter forciert werden. Dazu gehört an erster Stelle das tägliche Zähneputzen im Kita-Alltag!“

 

 


Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e. V. (DAJ) ist eine bundesweit tätige Organisation, die die Erhaltung und Förderung der Zahn- und Mundgesundheit von Kindern und Jugendlichen zur Aufgabe hat.

Die DAJ hat mehr als 40 Mitglieder. Es handelt sich um die Bundesorganisationen der niedergelassenen Zahnärztin­nen und Zahnärzte sowie der des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, der gesetzlichen Krankenkassen und der kommunalen Spitzenverbände; darüber hinaus um alle 17 Landesarbeitsgemeinschaften für Jugendzahn­pflege und weitere Fachverbände und Firmen, die an mundgesundheitlicher Prävention interessiert sind. Den Auftrag zur flächendeckenden Gruppenprophylaxe hat der Gesetzgeber in § 21 Sozialgesetzbuch V festgeschrieben.

Bundesweit existieren 378 regionale Arbeitsgemeinschaften für Jugendzahnpflege unter dem Dach der Landesarbeits­gemeinschaften, die Gruppenprophylaxe in Kitas und Schulen durchführen und Eltern und Betreuungs­einrichtungen für Kinder in allen Fragen mundgesundheitlicher Prävention beraten.


Informationen zum Download auf www.daj.de:
Das Gutachten zu den „Epidemiologischen Begleituntersuchungen zur Gruppenprophylaxe 2016“ fin­den Sie hier.

Die Grafik zur Pressemitteilung „Entwicklung der Karies in Deutschland“ als png-Datei mit 300 dpi können Sie hier herunterladen

Informationen zu den „Erweiterten DAJ-Empfehlungen zur Prävention frühkindlicher Karies“ finden Sie hier
Informationen zu allen früheren DAJ-Studien finden Sie hier.

 

Pressekontakt:

Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e.V.
Ulrike Weber, Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0228 – 854 06 36 – 3
Fax: 0228 – 854 06 36 – 4
E-Mail: weber@daj.de
www.daj.de


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Abteilung Zahnärzte

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